Donnerstag, 14. Januar 2010

Hermann Hesse Zitat

In dem Buch "Siddhartha" von Herrmann Hesse schreibt er an einer Stelle, an dessen genauen Zusammenhang ich mich nicht mehr erinnern kann, folgende Zeilen: "Von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr! Nämlich so: eine Wahrheit läßt sich immer nur aussprechen und in Worte hüllen, wenn sie einseitig ist. Einseitig ist alles, was mit Gedanken gedacht und mit Worten gesagt werden kann, alles einseitig, alles halb, alles entbehrt der Ganzheit, des Runden, der Einheit. Die Welt selbst aber, das Seiende um uns her und in uns innen, ist nie einseitig."
Ich habe eine ganze Zeit lang vor allem über den ersten Satz dieser Behauptung nachgedacht, und bin überraschender Weise mit meiner Begründung dazu der des Autors sehr nahe gekommen. Denn es ist nunmal so, dass "Wahrheiten" wie die des Buddha oder auch die von Epikur vor allem auf dem Verständnis eines "mittlerem Weges" basieren. Da wir hierbei allerdings keine Extreme vorfinden können und somit das entsprechende Gegenteil unmöglich in eine andere "Richtung" verlaufen kann, ist es nur logisch, dass der Wahrheitsgehalt der "einen Seite" durchaus mit dem der "anderen" identisch ist. Ein auf Worten basierender Satz, der zwangsläufig in ein Gegenteil umformbar ist, aber auf einem Sinngehalt exakt zwischen den beiden Extremen aufbaut, kann also nich falscher sein als sein ihm scheinbar gegenläufiges Pendant.
Als Beispiel hierfür ist gleichmal dieses hier zu nennen:
"Alles ist vergänglich", ist ein, vor allem für uns Buddhisten, selbstverständliches Verständnis der Wirklichkeit. "Alles bleibt", scheint demgegenüber unvereinbar!? Nicht aber wenn man sich bewusst wird, dass das Bleiben Voraussetzung für den Wandel ist, und umgekehrt. Nimmt man also eine atomare wenn nicht gar subatomare Sichtweise ein, so befinden sich zwar alle Atome sich immer wieder wandelnd in jeweils anderen Verbindungen an anderen zeitlichen und räumlichen Informationen, doch die einzelnen zusammengesetzten Faktoren des Atoms können niemals verschwinden, denn wie wir aus der Physik wissen bleibt die Energie und die Masse innerhalb eines geschlossenen Systems immer gleich. Das Vergehen und das Bleiben bedingen sich deshalb auch aus diesem Blickwinkel gesehen.
Genauso kann man sich im Buddhismus auch über die Leerheit bewusst werden, indem wir versuchen uns die Unendlichkeit des Raumes und der Zeit zu vergegenwärtigen, oder indem wir versuchen das Universum unendlichfach in seine zusammengesetzten Bestandteile zu zerkleinern, ohne dabei jemals auf einen wahrhaft existierenden Kern zu stoßen.

Im Grunde genommen verhält es sich mit diesen Worten & Sätzen und ihren Gegenteilen wie mit all solchen Haarspaltereien genauso wie Ayya Khema mal sagte: "Worte sind wie die Finger, die auf den Mond zeigen. Der Mond selber sind sie aber nicht". Die Wahrheit selber, ist also nicht die Worte, welche uns sie zu verstehen suchen, sondern wir die sie finden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
Counter